Serena wurde nicht einfach erzogen, sie wurde geformt. Als Einzelkind einer wohlhabenden, reinblütigen Familie wuchs sie mit Regeln auf, die sich nicht beugen ließen. Anstand. Disziplin. Kontrolle. Gefühle hatten in ihrem Elternhaus keinen Platz, es zählte nur der Ruf und der musste makellos sein.

Sie war die perfekte Tochter. Elegant, klug, beherrscht und stets darauf bedacht, keine Angriffsfläche zu bieten. Ihre Kleidung war tadellos, ihre Noten hervorragend, ihre Worte gewählt. Wer sie sah, sah Selbstsicherheit. Wer sie kannte, sah ein zerbrechliches Gleichgewicht.

Denn hinter der Fassade brodelte es. Serenas Beziehung zu Jasper war ein Aufstand im Verborgenen. Er war unberechenbar, widersetzte sich Regeln und lebte, wie er es wollte. Vielleicht war genau das der Reiz. Vielleicht war es auch nur der Wunsch, endlich gesehen zu werden - nicht als Tochter, sondern als Mensch.

Als sie erfuhr, dass Jasper sie mit Elara betrogen hatte, fiel ihr Kartenhaus in sich zusammen. Nicht nur, weil es schmerzte, sondern weil es ihr Gesicht kosten konnte. In den Augen ihrer Eltern war Fehler zu zeigen schlimmer als verletzt zu werden.

Und so stand sie zwischen Stolz und Scham, zwischen Kontrolle und Wut. Zwischen dem, was sie sein sollte und dem, was sie fühlte. Und so kam es zum großen Streit auf dem Schulhof.

Was sie mit Jasper verband, war mehr als Liebe, aber was er ihr nahm, war mehr als Vertrauen.